Auckland: Polynesisch-asiatischer Wochenmarkt


Auf Reisen verliert man ja leicht den Überblick, welcher Wochentag gerade ist. „Wieviel Uhr haben wir? Und welchen Tag?“, ist eine durchaus normale Frage. Die Wochenenden allerdings behalten wir auf diesem Trip schön im Auge, denn Samstags, manchmal auch Sonntags, ist in Neuseeland Markttag. Manchmal sind wir on the road und kommen überraschend an einem farmers market vorbei. Wenn ich allerdings weiß, dass an einem Ort ein besonders schöner sein soll, dann versuchen wir, unsere Route passend zu legen.

In Auckland gibt es natürlich nicht nur den einen, sondern mehr oder weniger in jedem Stadtteil einen Markt. Schon die (nicht vollständige) Liste im „The Organic Explorer“ war verwirrend lang. Aber einer stach mir sofort ins Auge: der Markt in Otara, einem Stadtteil mit sehr vielen polynesischen und asiatischen Einwanderern (Auckland hat die größte polynesische Population außerhalb der Inselgruppe). Von dem abgebildeten Essen – Palusami mit Taro auf einem Bananenblatt, eine samoanische Spezialität – hatte ich noch nie gehört. Schon war die Entscheidung gefallen: Da wollen wir hin!

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Auckland erstreckt sich über eine ziemlich große Fläche und bis wir endlich am Markt ankamen, war es bereits halb 10 und schon ordentlich Betrieb. Während wir einen Parkplatz suchten und dabei Händlern mit ihren Sackkarren, rangierenden LKW und mit vollen Tüten beladenen Menschen auswichen, wurden wir Teil eines bunten Geräuschteppichs. Mitten auf dem Parkplatz stand ein Prediger ohne Publikum, dessen monotone Stimme mit der Zwei-Mann-mit-Synthesizer-Kapelle konkurrierte, die am anderen Ende des Marktes inbrünstig amerikanische 50er Jahre Schnulzen in einer uns unbekannten Sprache coverten. Von irgendwoher wehten die Bässe eines fetten Soundsystems herüber. Später sah ich, dass sie zu einem CD-Verkäufer gehörten, der goldbehängt und mit schillernder Sonnenbrille an seiner mannshohen Lautsprecherbox lehnte.

Der Otara Market soll der größte Aucklands sein; er ist auf jeden Fall größer als alle, die wir bisher in Neuseeland besucht haben, aber trotzdem noch überschaubar. Das Angebot: eine bunte Mischung aus Lebensmitteln, Kleidung, Schmuck, Haushaltswaren und jede Menge Schnickschnack – bunt bemalte Armbänder, Leys aus Stoffblumen, lustig bedruckte T-Shirts mit Homer Simpson als Maori-Krieger. Ich sehe Obst und Gemüse, das ich noch in keinem neuseeländischen Supermarkt entdeckt habe, Pomelos zum Beispiel, und ein riesiges Angebot an frischen Kräutern. Ein Asiate verkauft Bittermelone, die aussieht wie eine extrem runzelige Zucchini – kein Obst, sondern ein Fleischgewürz, wie er mir erklärt. Eine Frau mit Blumenkranz auf dem Kopf bietet selbst gemixtes, mit Kräutern versetztes Kokosöl feil, das besonders gut für Neugeborene sein soll. Ich kaufe drei vollreife Mangos für unglaublich günstige $5 und fünf Avocados für $1.

Und dann erreiche ich das hintere Ende des Marktes, wo die Imbissbüdchen aufgereiht stehen. Eine blau-weiße Fahne winkt mir entgegen: Fritz’s Wieners dürfen auch hier nicht fehlen… Daneben jede Menge Frittiertes – Doughnuts, Paua, Whitebait. Ein Vietnamese verkauft Frühlingsrollen und bittet auf einem Schild „Be vegan – make peace“. Dann, endlich, ein Stand, an dem etwas mir völlig Unbekanntes angeboten wird: große braune und orange Würfel – aber aus was? „Das ist Tapioka, also Stärke“, erklärt mir die Verkäuferin, „mit Bananen- und Karottengeschmack und mit Zucker und Kokosmilch.“ Eine Spezialität der Cook Islands. Die Konsistenz ist ulkig: Die braunen Bananenwürfel sind sehr fest und zäh zwischen den Zähnen, die orangefarbenen Karotten-Stärke-Stücke sind weniger kompakt, sie zergehen fast auf der Zunge. Beide schmecken überraschend natürlich und gar nicht übermäßig süß. ($8 für eine Familienportion)

Ich kaufe außerdem noch ein pork bun, eine Art dampfgegarter Kloß, der mit einer leicht süßlichen Hackfleischmischung gefüllt ist ($1,20), und eine handvoll dumplings, die sich allerdings als extrem fettig entpuppen, sowohl außen als auch innen (sie sind ebenfalls mit Schwein gefüllt – 6 Stk für $3). Alles, was er hier verkauft, bereitet seine Mutter selbst zu, erzählt mir der junge vietnamesische Verkäufer. Und eine – sehr große – Portion Boil-Up, ein früher in Neuseeland weit verbreitetes Eintopfgericht, bei dem Fleisch (noch am Knochen) und Gemüse zusammen in Wasser gekocht werden. Leider schmeckt das Lammfleisch, die Wasserkresse, Kumara, Kartoffel und Brühe als hätte die Köchin das Würzen vergessen und womöglich auch den Topf auf der Flamme – alles ist ein wenig verkocht (gut für unsere noch fast zahnlose Kleine). Als ich meine Freundin Conor ein paar Tage später nach Boil-Up frage, nennt sie es schmunzelnd „langweiliges Nachkriegsessen“.


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