Die Strände an Mexikos Karibikküste sind tatsächlich puderweiß

Yucatan (fast) ohne Touristen: Gibt’s nicht mehr?

Ganz ehrlich: Auf der Yucatan-Halbinsel habe ich mir oft gewünscht, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Freunde hatten mir von ihren Mexikoreisen vor 20, 30 Jahren vorgeschwärmt: Wie sie sich in Tulum tatsächlich fühlten, als hätten SIE gerade diese Pyramide im Dschungel entdeckt. Einfach weil es dort keine anderen Touristen gab. Oder den palmengesäumten Strand, an dem damals eben noch keine Hotels und Liegestühle standen. Seufz. Inzwischen ist die Yucatan-Halbinsel leider kein Geheimtipp mehr. Und trotzdem ist sie auch für Menschen wie uns, die lieber individuell reisen, eine Reise wert – alleine wegen seiner Traumstrände und Cenoten. Wir haben deshalb die Herausforderung angenommen und nach Orten gesucht, an denen wir die Touri-Blase verlassen können. Und sind tatsächlich fündig geworden!

„Vor 30 Jahren war Playa noch ein verschlafener Fischerort“, erzählt mir der Taxifahrer, der uns an unserem Abreisetag von Playa del Carmen zum Flughafen fährt. Wehmut klingt in seiner Stimme mit, und ich kann ihn gut verstehen. Heute reihen sich entlang der Küste große Hotels aneinander und auf der ersten Straße, die in Playa parallel zum Strand verläuft, der berühmten „Quinta Avenida“, sitzen die Restaurants und Bars dicht an dicht. Würde man hier her gebeamt, ohne zu wissen, wo man sich befindet, könnte man die Straße auch für die Khao San Road in Thailand oder La Rambla in Barcelona halten.

In Akumal, jenem Ort, der berühmt ist für seinen puderweißen Sandstrand und dafür, dass man beim Schnorcheln Schildkröten beobachten kann, die in die Bucht kommen, um in gerade mal zwei, drei Metern Wassertiefe Seegras zu fressen, fallen inzwischen täglich (!!) mehrere hundert Tagestouristen ein. Das empfindliche Ökosystem ist einem solchen Massenansturm nicht gewachsen. „Es kommen immer weniger Schildkröten in die Bucht“, erzählt unser Taxifahrer und bemerkt traurig: „Umweltschutz spielt in Mexiko eine viel zu kleine Rolle.“ 

Ein Strand wie im Paradies. Nur leider (meistens) zu voll.
Ein Strand wie im Paradies. Nur hat sich das inzwischen leider herumgesprochen

Viele Touristen benehmen sich leider ebenfalls nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Am schlimmsten sind die Instagram-Poser, die für ein Selfie mit Schildkröte den Tieren viel zu nah kommen. Sucht mal bei Instagram nach #akumal, ihr werdet unzählige Beispiele dafür finden … und hinterlasst dort gerne einen bösen Kommentar 🙂

Der Hippie-Ort Tulum ist immerhin zweieinhalb Stunden vom internationalen Flughafen entfernt, aber inzwischen reihen sich auch so weit im Süden der mexikanischen Karibikküste die Hotels aneinander. Zwar sind es eher kleinere Boutiquehotels mit Ökoschick und zum Glück hat sich Tulum seine entspannte, ein bisschen hippieesque Atmosphäre bewahrt. Aber auch hier wimmelt es vor Touristen, hört man auf den Straßen und in den Cafés und Restaurants vor allem Englisch und immer wieder auch Deutsch. Immerhin hat das den Vorteil, dass man ohne Spanischkenntnisse problemlos weiterkommt…

Das letzte, was wir von Mexiko sehen, als unser Flugzeug schließlich Richtung Deutschland abhebt, ist Cancun: ein blinkendes Lichtermeer in der samtschwarzen Nacht. Aus der Luft besitzt sogar die Zona Hotelera, jene dicht an dicht bebaute Sandzunge, eine ganz besondere Schönheit: Wie ein funkelnder, über und über mit Diamanten besetzter Regenbogen wölbt sie sich vom Festland ins karibische Meer hinein.

Hunderte Cenoten gibt es auf der Yucatan-Halbinsel und jede hat ihren ganz eigenen Reiz
Hunderte Cenoten mit glasklarem (Süß)Wasser gibt es auf der Yucatan-Halbinsel und jede hat ihren ganz eigenen Reiz

Zwei der fünf Wochen unseres Mexiko-Roadtrips haben wir auf der Yucatan-Halbinsel verbracht – sowohl direkt an der Küste als auch im Landesinneren. Wir waren in Playa del Carmen, Akumal, Tulum, Mérida und Valladolid.

Mein Fazit: Hätten wir nur diesen Teil von Mexiko bereist, dann hätten wir das Land ganz anders erlebt – und wären wahrscheinlich nicht so im Herzen berührt worden.

Und trotzdem ist die Yucatan-Halbinsel auf jeden Fall eine Reise wert! Alleine um in einer Cenote zu schwimmen oder gar zu tauchen, denn diese spektakulären, teils unterirdischen „Naturpools“ gibt es nirgendwo sonst im Land. Und die Strände an der Karbikküste sind einfach postkartenschön.

Tatsächlich gibt es immer noch Zeiten und Orte, um die Touri-Blase auch auf der Yucatan-Halbinsel (gelegentlich) zu verlassen:

  • Teil 2: Unsere Tipps für Tulum: eine Öko-Hippie-Unterkunft mit eigener Cenote und ein kulinarischer Ausflug in die Hipster-Blase
  • Teil 3: Silvester in Mérida und mit Cenoten-Wellness ins neue Jahr
  • Teil 4: Zum Schnorcheln mit Schildkröten nach Akumal – oder lieber nicht?
  • Teil 5: Unsere Tipps für Playa del Carmen

Habt ihr weitere Tipps für uns? Wo an Mexikos Karibikküste gibt es sie noch, die untouristischen Ecken, die nicht gnadenlos hipsterisiert und überfüllt sind?

Oder habt ihr Mexiko etwa schon vor 30 Jahren bereist? Auch wenn es weh tut… erzählt uns doch, wie es damals war! 🙂


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