Christchurchs schönster Wochenmarkt


Samstag Vormittag im Park der historischen Riccarton Villa: Vier ältere Damen, die über ihrem adretten Outfit knallorange Signalwesten tragen, setzen sich zu uns an den Tisch, jede einen kunstvoll verzierten Cupcake in der einen und einen Kaffee in der anderen Hand. „Das haben wir uns jetzt verdient – wir sind hier hergeradelt“, erzählen sie uns fröhlich bevor sie genüsslich hineinbeißen. Der Markt ist eigentlich nur knapp vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, gerade jenseits des großen Parks, in dem sich auch der Botanische Garten befindet. Aber vermutlich wohnen sie, wie viele hier, in einem der Vororte.

Mit Diät-Vorhaben sollte man den wöchentlichen Riccarton Farmer’s Market jedenfalls nicht besuchen: [nggallery id=4]

Man bräuchte schon übermenschliche Willensstärke, um den hier versammelten, durch die Bank handgemachten Leckereien zu widerstehen. Das übliche Wochenmarktangebot, zum Beispiel Freilandeier (mit Foto der glücklichen Hühner, die auf der Wiese scharren), Kräuter, Obst, Gemüse, findet hier nur an wenigen Ständen statt.

Wir probieren im Speckmantel gegrillte Muscheln aus Bluff, Rote Bete Salat mit geräuchertem Joghurt, Fenchelsamen und fein gehackten Pistazien (sensationelle Kombination!), „Rocky Road“ Schokokuchen (auf dessen Schokoguss knallrosa Marshmallows sitzen – daher der Name), kaufen Sauerteigbrot mit anständiger Kruste von Bellbird Baked Goods und Johannes probiert das „Propeller Lager“ der Wigram Microbrauerei. Hätten wir noch Hunger oder großes Heimweh gehabt, dann wäre da auch noch die deutsche Wurstbraterei gewesen, die „die beste einen Fuß lange Bratwurst“ und „milde Nuremburg“ verkauft. Sauerkraut optional.

Leider ist es noch ein bisschen frühlingshaft frisch und nieselig, deshalb setzen wir uns nur kurz an einen der großen Holztische, die auf der Terrasse der Villa aufgebaut sind – mit Blick auf die Marktstände und den Avon River, der hier eher als glasklarer Bach vorbeifließt – und beobachten Familien mit Kindern und Gruppen von Freunden, die hier offenbar das Einkaufen mit einem gemütlichen Frühstück verbinden.

Danach unternehmen wir einen kleinen Spaziergang im Riccarton Bush: Ein geschütztes Stück Wald, das von einem Spezialzaun umgeben ist und nur durch zwei Sicherheitstüren betreten werden kann. Die Bäume hier sind bis zu 600 Jahre alt und inzwischen leben hier sogar wieder Kiwis, die flugunfähigen (und dadurch Katzen, Ratten und anderen Räubern schutzlos ausgelieferten) Nationalvögel Neuseelands. Kaum sind wir ein paar Schritte auf dem schmalen Pfad in die dicht gewachsene Vegetation hineingelaufen, hören wir es im Unterholz rascheln, Vögel singen, die Luft riecht ein wenig nach Moos und der Trubel des Marktes ist nur noch ein Hintergrundgeräusch.

Riccarton Farmer’s Market, Christchurch
Jeden Samstag 9-13 Uhr

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