Trinkanleitung für trockene Kehlen (1): Bierland Neuseeland

<img src=“http://vg01.met.vgwort.de/na/ce46723c53d747b9921b1049cc07d6fd“ width=“1″ height=“1″ alt=““>
An dieser Stelle ein Gastbeitrag von Co-Jäger und Biertrinker Johannes:

So wirklich überrascht hat es mich ja nicht, als ich neulich ein Exemplar eines Berliner Stadtmagazins auf einem DoC Campingplatz fand. – Die Campgrounds der Südinsel werden derzeit zu gefühlten 90% von deutschsprachigen Mittzwanzigern bevölkert. Überrascht war ich allerdings, dass darin Berlin zur neuen Bierhauptstadt ausgerufen wird. Ja, ausgerechnet Berlin, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Schultheiß, Berliner Kindl und eine ganze Reihe von Billigplörren regierten, soll nun dank aus dem Boden schießender Mikrobrauereien zur neuen Biermetropole werden. Vorbild ist der englischsprachige Raum, in dem bereits seit Jahren erfolgreich abseits des Reinheitsgebots experimentiert wird. Auch in Neuseeland bekommt man recht ordentliche Biere, besonders, wenn man die deutschen Geschmacksgewohnheiten daheim lässt. Aus der für so ein kleines Land wirklich riesigen Auswahl stelle ich hier kurz vier leckere, weit verbreitete Sorten vor:

Harrington’s Rogue Hop (Christchurch):
Das Etikett dieses Bio-Bieres verspricht ein „nach böhmischer Art gebrautes Pilsner“. Der Flascheninhalt jedoch schmeckt, als würde es gar nicht erst versuchen, einem europäischen Vorbild nachzueifern. Stattdessen schmeckt es zwar süffig, allerdings mit einem viel stärkeren, fruchtigen Hopfenaroma. Klare Empfehlung als Erfrischung nach einem staubigen Tag on the road. Mein Favorit bisher.

Monteith’s Original Ale (Greymouth):
Fragt man Neuseeländer nach gutem, einheimischen Bier, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit Monteith’s genannt bekommen. Die Brauerei ist eine Institution, schließlich wird hier bereits seit 1868 gebraut. – Das ist so etwa das neuseeländische Äquivalent zu europäischen Brauereien, die seit dem frühen Mittelalter existieren. Das Pale Ale schmeckt erdig, herb und trotzdem sehr rund, das Bittere muss man aber mögen.

Stoke Gold (Nelson):
Das Etikett dieses Tropfens lässt sich neben dem in Neuseeland auch bei Bieren üblichen Marketinggeschwurbel von wegen „Hauch von Honig“, „sanftes Mundgefühl“, etc. leider nicht über die Brauart aus. Ich würde es in Richtung Pale Ale einordnen (Warum ist Pale Ale eigentlich in Deutschland fast nicht zu bekommen? – Vielleicht bringt ja die neue Weltbierstadt Berlin Besserung.). Es schmeckt malziger, voller und weniger bitter als das Monteith’s, somit aber auch weniger erfrischend.

Steinlager Classic (Newmarket):
Für mich ist Steinlager so etwas wie das Beck’s Neuseelands: Es ist praktisch überall erhältlich, günstig, durchaus lecker und mutmaßlich in rauhen Mengen ohne allzu böse Nebenwirkungen konsumierbar. Aber eben auch etwas langweilig.

Wem das deutsche Reinheitsgebot Religion ist, muss in Neuseeland übrigens auch keinen Durst leiden: Die bekannte Globalisierungsware (Radeberger, Beck’s, Carlsberg) bekommt man hier in fast jedem Supermarkt. Meist ganz unten im Bierregal.
>> JÄGER DES VERLORENEN SCHMATZES auf facebook folgen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

10 Antworten zu „Trinkanleitung für trockene Kehlen (1): Bierland Neuseeland“

  1. Avatar von Nicole
    Nicole

    Empfehlenswert auch Boundary Road – Mumbo Jumbo oder Epic Pale Ale. Oder so ziemlich jedes andere Epic. Ueberhaupt habe ich selten ein richtig schlechtes Bier aus einer microbrewery gehabt.
    Und Steinlager Pure ist tausendmal besser als Steinlager Classic. 🙂

    Das beste pale ale ist aber immer noch das Brew Dog Punk IPA aus Schottland. Gibts aber jetzt auch hier in Neuseeland in immer mehr Supermaerkten (v.a. New World) und liquorstores.

    Viel Spass beim weiter durchprobieren.

  2. Avatar von Johannes Bolz
    Johannes Bolz

    Hallo Nicole,

    Danke für die Tipps! Es gibt also noch reichlich zu probieren. Bekommt man Boundary Road denn in Supermärkten? Steinlager gebe ich dann doch nochmal eine Chance. 🙂

  3. Avatar von Nicole
    Nicole

    Jep, Boundary Road bekommt man den 6-Pack fuer guenstige 13 Dollar eigentlich in jedem Supermarkt.
    Und ja, es gibt noch reichlich zu probieren. Leider wart ihr ja schon in Wanaka, Beerworks dort macht naemlich echt gutes Bier. Das abgefahrenste was ich je hatte ist das Brew Moon Olè Molè aus North Canterbury, ein Chillibier, das am Anfang ganz harmlos schmeckt bis das Chilli dann durchkommt…. (Probiert letzes Jahr auf dem beer fest in Christchurch).

  4. Avatar von Kerstin Lötzerich-Bernhard

    Stimmt, ich schlage auch eine Bresche für Steinlager Pure :-). Meine Lieblingssorten „on tap“ sind Speight’s Distinction Ale und Speight’s 5 Malt Old Dark … Hach ja …. 😉 …

  5. Avatar von Johannes Bolz
    Johannes Bolz

    Ui, das klingt gut. Von Beerworks habe ich tatsächlich das Kardamom-Korianderbier probiert (Bericht folgt), das Pilsner wartet noch im Kühlschrank.

  6. Avatar von Johannes Bolz
    Johannes Bolz

    @Kerstin: Ich habe es irgendwie geschafft, noch kein Speight’s zu probieren. Ich sehe schon: Es gibt noch viel zu tun.

  7. Avatar von Schorsch
    Schorsch

    Gut ! Habe diese paar Beitraege gelesen und wie wir Alle wohl wissen sind die Geschmaecker sehr verschieden. Beim Bier streiten sich wohl immer die Gemueter, allerdings kann ich ohne Vorbehalt sagen dass bis dato aus meiner Sicht kein Bier dem deutschen Bier „das Wasser reichen“ kann.
    ich habe mehr Jahre in Neuseeland Bier getrunken als in Deutschland und Anderswo, aber leider Gottes kann ich bis heute keinem der Gebraeue von den Inseln etwas abgewinnen was auch nur halbwegs positiv klingen wuerde. Die Ploerre die hier zusammengebraut und zum Teil zu unverschaemten Preisen vermarktet wird laesst in allen Bereichen viel zu wuenschen uebrig.
    Sie ist weder eiskalt noch lauwarm kaum zu geniessen, normalerweise schal, viel zu suess oder viel zu herb (falscher Hopfen oder eine unkontrollierte Hand dabei) und zum Teil zu lasch oder zu stark.
    Nun mag man behaupten dass gerade diese „Vielfalt“ eine Biernation ausmacht, aber richtig brauen konnten die Kiwis eben noch nie, denn gelernt haben sie es wohl von den Briten, und die koennens eben auch nur bedingt.
    Anstatt dauernt mit neuen Sorten oder „Boutique Bieren“ herum zu experimentieren wie z.B. Lemon Lager, Radler, Ice-Beer, Dry, Light oder Hammelurin mit Pfefferminzgeschmack und Fettaugen sollten sich die neuseelaendischen Brauereien endlich mal darauf zu konzentrieren ein wirklich echtes halbwegs geniessbares einfaches Lager, Export oder gar Pils zu brauen, die Zutaten dafuer sollten doch wohl zu finden sein, wenn auch der Braumeister eine absolut wichtige Rolle spielt.
    Wie kommt es dass man hier im Pazifik Biere bekommt die sich wirklich gut trinken lassen wie z.B. Vailiima aus Samoa ? Unter deutschem Management natuerlich, dazu noch die Zutaten von dort und der deutsche Brauer dazu, darin liegt das kleine Geheimnis eben.
    Auch das von allen Kiwis verteufelte australische Bier laesst sich meiner Meinung nach sehr gut trinken und ist vor allem vom Fass wesentlich besser als alles was schal und abgestanden in den Kiwi-Kneipen ausgeschenkt wird.
    Ja, Gottseidank gibt es mittlerweile in Neuseeland eine Auswahl an Bieren die man trinken kann, aber die kommen fast ausschliesslich aus Deutschland.
    Und was in Deutschland als Billig-Ploerre angesehen wird ist hier immer noch besser als das angeblich beste neuseelaendische Gebraeu. Bevor ich ein Steinlager (bekomme vom Anblick der Flasche schon Glotzaugen) anfasse trinke ich lieber ein Paderborner aus dem Countdown und bezahle das doppelte dafuer.
    Becks, Stella Artois, Karlsberg und das populaere Heineken werden ja seit Jahren schon Downunder in Lizenz gebraut, schmecken dementsprechend fies und sind wie z.B. Heineken sehr unbekoemmlich weil zuviel Kohlensaeure drin ist.
    Hat man mal das Glueck und bekommt eine Originalabfuellung aus Europa merkt man sehr schnell den Unterschied.
    Es liegt wohl auch daran dass eben bei den Kiwis nach wie vor immer noch die 3 Kriterien beim Bier Vorrang haben und eben dementsprechend gebraut wird: 1. Es muss „droehnen“ ! 2. Es muss suesslich sein und 3. Es muss so kalt und billig wie moeglich sein. Blume ist nach wie vor verpoehnt.
    Fazit: In der gesamten Bierwelt noch weit entfernt von verdienter Anerkennung und Aufmerksamkeit.
    Es gab immer mal wieder Brauereien die dies verdienten aber leider wurden diese von den beiden grossen Konzernen letzendlich aufgekauft, dann unter deren Leitung umgelenkt oder gar dicht gemacht um den Markt zu manipulieren.
    Merke: Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.

  8. Avatar von Kerstin Lötzerich-Bernhard

    @Johannes: Ich wünsche Dir viel Spaß dabei 🙂 … Prosit!

  9. Avatar von Jörg
    Jörg

    Moin Johannes,
    Ist ja nun gut 3 Wochen her, dass wir die Küche im Vagabonds in Christchurch teilten. Ihr vor dem Rückflug, wir am Start unseres Urlaubs.
    Uli liest Julias blog mit Begeisterung, insbesondere um leckeres Brot zu finden. Da ich ja auch gerne abends mal einem weiteren Grundnahrungsmittel zuspreche, hat sie mir Deinen Bier-Beitrag in die Hand gedrückt… und da will ich mich nicht lumpen lassen und auch was zum Thema beisteuern…

    Nach mehr als der Hälfte unserer Reise gibts von mir 2 Empfehlungen:
    Die erste zuversichtliche Begegnung mit gutem Bier war gleich in Christchurch um die Ecke vom Hostel: im Pommeroy’s old Brewery Inn gehts – wie der Name schon vermuten läßt – im Stile eines Englischen Pubs ums selbstgebraute Bier. Und das war in der Tat ziemlich lecker (mir fehlen allerdings die blumigen Worte, die Geschmacksnoten zu beschreiben – obwohl wir ja in der Becks Stadt Bremen zu Hause sind … aber Becks leider vor ein paar Jahren von einem belgischen Konzern namens InBev eingekauft wurde, aber das nur am Rande).

    Und die zweite klare Empfehlung sind die fantasievollen Biere im The Mussel Inn auf halbem Wege zwischen Takaka und Collingwood. Hier waren wir bereits bei unserer ersten Neuseelandreise vor 11 Jahren und da musste ich diesmal unbedingt wieder hin. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Im urigen Lokal bei Kaminfeuer schmeckte immer noch das Golden Goose – ein würziges Lager. Auch das Dark Horse ist nicht zu verachten. Als Spezialität brauen sie das Captain Cooker Manuka Beer – sehr gewöhnungsbedürftig (mir persönlich ist da der Manukahonig lieber).
    Weitere klangvollen Hausmarken sind das Zebra-Zebra, das Spring Bock, Mad Dog, Lawn Moa oder das White Heron Wheat Beer. Die haben Spaß bei der Sache!
    Eine Verkostung mit 5 Sorten in je 0,2 l Gläsern auf stilvollem Holzbrett gibts im Mussel Inn auch. Klare Empfehlung!

    Als Highlight fand ich im Mussel Inn in Form eines kleinen Heftchens zum Mitnehmen den „Craft Beer Passport – A guide for the travelling beer enthusiast“. Darin sind landesweit 28 unabhängige Kleinbrauereien beschrieben – na wenn das nicht das Zeug zum Travel-Guide für den nächsten Neuseeland Uraub hat…

    Für die echten neuseelandbierenthusiasten hier noch abschließend 2 hilfreiche links:
    Society of Beer Advocates http://www.soba.org.nz
    Brewers Guild of New Zealand: http://www.brewersguild.org.nz

    Na denn: Prost

  10. Avatar von Julia
    Julia

    Hallo Jörg,
    Wie schön von euch zu hören – und dann auch noch mit einem so ausführlichen Kommentar, großartigen Empfehlungen und Entdeckungen. Damit hast Du Dich als Co-Jäger qualifiziert! 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert